28. Mai 1960
K hat seinen
Körper verlassen. Die Operation war außergewöhnlich gut gelungen, fast
wunderbarerweise: eine dieser schrecklichen Operationen, wo einem ein
Teil des Körpers herausgenommen wird. Vier Tage lang ging es ihm recht
gut, dann wurde alles gestört.
Zur Zeit der
Operation und danach hatte ich einfach die Kraft auf ihn gerichtet, wie
ich es immer in solchen Fällen tue, damit alles zum Besten geschehe.
Dann kam vor einigen Tagen während meinem Japa eine Art Befehl - ein
sehr deutlicher Befehl -, sich auf ihn zu konzentrieren, damit er seiner
Seele bewußt werden könne, sodaß er in den bestmöglichen Umständen gehen
würde. Und ich sah, daß die Konzentration hervorragend wirkte:
anscheinend wiederholte er in den letzten Tagen ununterbrochen Mâ-Mâ-Mâ
[[ Mâ: Mutter in den indischen Sprachen ]] ... sogar als er halb
im Koma lag.
Die
Konzentration wurde immer stärker. Vorgestern wurde sie sehr mächtig,
und gestern morgen um halb eins zog es mich nach innen: er kam zu mir in
einer Art Schlaf, aber ein bewußter Schlaf, und ich sagte sogar fast mit
lauter Stimme: "Oh, K!"
Das dauerte
eine viertel Stunde, ich war völlig innen, im Inneren, wie um ihn
aufzunehmen.
Ein Detail
war interessant: als ich um zwei Uhr nachmittags nach unten ging, traf
ich seine Familie an, sie sagten mir, man habe sie telefonisch
informiert, daß er um 11:45 gestorben war. Während ich ihn um 12:30
kommen sah.
Das zeigt,
daß die äußeren Zeichen ... Dies ist nicht das erste Mal, daß mir das
auffällt: die Ärzte beobachten alle die äußeren Anzeichen, sie erklären
euch für tot, aber ihr seid noch in eurem Körper!
Er war also
noch in seinem Körper.
In dieser
Übergangszeit geschieht es dann wahrscheinlich, wenn man sagt, daß
jemand "wieder aufersteht". Das muß in dieser Zeit geschehen: sie haben
ihren Körper noch nicht verlassen, sie sind noch nicht wirklich tot,
auch wenn das Herz allen Anschein des Stillstandes gibt. So verließ K
seinen Körper um halb eins, während er offiziell um Viertel vor zwölf
starb. Also eine dreiviertel Stunde später.
Es geschieht
sehr langsam, sehr sanft (wenn es richtig getan wird), sehr sanft, ohne
Stöße, ohne Erschütterung.
Heute morgen
verbrennen sie ihn.
Wenn sie sich
hier mit dem Verbrennen beeilen, verbrennen sie die Leute manchmal
lebendig!... Man sollte warten.
Weil die Form
ein Bewußtsein enthält, das Leben der Form. Da ist ein Bewußtsein (ein
Bewußtsein in der Form, die die Zellen angenommen haben). Das braucht
SIEBEN TAGE, um den Körper zu verlassen. Deshalb kommt es manchmal bei
der Verbrennung zu ruckartigen Bewegungen - sie sagen, das sei
mechanisch. Es ist nicht mechanisch, ich weiß, das ist es nicht.
Ich weiß es.
Ich weiß, daß es dieses Bewußtsein der Form gibt, weil ich es einmal
verlassen habe. Das war vor langer Zeit, ich kam in einen Zustand, den
man als kataleptisch bezeichnet, und nach einiger Zeit begann der Körper
wieder zu leben; das heißt, er konnte noch sprechen und sich sogar
bewegen (Theon gab mir diese Ausbildung). Der Körper konnte aufstehen
und sich bewegen. Dennoch hatte ihn alles verlassen!
Als alles ihn
verlassen hatte, wurde er natürlich kalt, aber es bleibt ein
körperliches Bewußtsein, dem es gelingt, ein wenig Energie aus der Luft,
aus der Umgebung zu ziehen ... Und in diesem Zustand konnte ich
sprechen: ich sprach - ich sprach sogar sehr gut, beschrieb alles, was
ich in diesen anderen Regionen sah. [[ Das war in Tlemcen. Während
Mutter in Trance war, verursachte Theon durch eine Bewegung des Zorns
den Bruch des Fadens, der Mutter mit ihrem Körper verband. Er war
wütend, weil Mutter sich in einem Bereich befand, wo sie das "Mantra des
Lebens" sah, und sie sich weigerte, ihm dieses Mantra zu sagen. Mit der
Enormität des Ergebnisses seines Zorns konfrontiert, riß Theon sich
zusammen, und es erforderte all Mutters Kraft und all Theons okkultes
Wissen, damit sie wieder in ihren Körper zurückkehren konnte - was eine
Art sehr schmerzhafter Reibung im Augenblick des Wiedereintritts
verursachte, vielleicht die Art Reibung, die Neugeborene schreien läßt.
]]
Deshalb
gefällt mir diese Gewohnheit, die Leute zu verbrennen, nicht besonders.
Ich glaube
hier in Indien (abgesehen von rein sanitarischen Vorsichtsmaßnahmen bei
gefährlichen Seuchen) tun sie es vor allem, weil sie große Angst vor all
den kleinen Wesenheiten haben, die den Begierden, den Impulsionen
entstammen - Dinge, die in der Luft sind, die sich verbreiten und
"Phantome" oder kleine Wesenheiten bilden. Alle Begierden, alles
Festklammern an Dingen, all das bildet kleine Stückchen, die bei der
Auflösung des Körpers auseinander gehen (jedes geht seine eigene
Richtung), und diese Stückchen sammeln dann neue Kräfte in der
umgebenden Atmosphäre: wenn sie sich an jemanden heften können, saugen
sie ihn aus. Sie fahren fort, die Erfüllung ihrer Begierde zu suchen.
Die Welt, die
Atmosphäre ist voller Plunder.
Die Leute
hier sind viel empfindlicher als in Europa, weil sie sich viel mehr nach
innen gerichtet haben; dadurch sind sie sich all dieser kleinen
Wesenheiten bewußt und haben natürlich Angst davor. Und je mehr sie
Angst davor haben, um so mehr werden sie ausgesaugt!
Viele dieser
kleinen Wesenheiten werden, glaube ich, durch das Feuer zerstreut - das
verwüstet sie.
Einen kenne
ich hier (ein Junge, der hier starb), den man verbrannte, als er noch
nicht gegangen war! Er hatte ein schwaches Herz und es wurden nicht
genügend Vorsichtsmaßnahmen getroffen, das heißt, wahrscheinlich hätte
man ihn nicht operieren dürfen. Es war unser Ingenieur. Er starb im
Krankenhaus. Die Operation war nicht schwerwiegend, eine
Blinddarmoperation, aber das Herz schaffte es nicht, seine normale
Tätigkeit wieder aufzunehmen.
Aber er wußte
es nicht (!), weil er gewohnt war, seinen Körper zu verlassen; er machte
sogar Experimente: er verließ seinen Körper, ging im Zimmer umher,
betrachtete seinen Körper von außen, beobachtete den Unterschied
zwischen dem Subtilphysischen und dem materiellen Physischen usw. So
merkte er es nicht. Erst als sie seinen Körper verbrannten ...
Ich
versuchte, den Zeitpunkt hinauszuschieben, aber es geschah im
Krankenhaus, deshalb war es schwierig. Ich war in meinem Zimmer, als sie
seinen Körper verbrannten, da sah ich ihn plötzlich kommen - in Tränen -
und er schluchzte: "Aber ... Aber ich bin tot! Doch ich WOLLTE NICHT
sterben! Warum bin ich gestorben? Ich WOLLTE NICHT sterben!" - Es war
schrecklich. Ich nahm ihn auf, drückte ihn an mich, damit er Ruhe fände.
Mehrere Jahre
blieb er da.
Und wenn zum
Beispiel in einer Versammlung über die Konstruktion oder Reparatur von
Gebäuden beraten wurde, fühlte man sogar seine Gegenwart und er
beeinflußte die Anwesenden.
Er wollte
wieder leben. Es gelang mir, ihm eine Gelegenheit zu verschaffen. Er war
sehr bewußt, das Kind ist es noch nicht ...
Aber die
Leute sind verrückt, derart unwissend!... Was tun ...
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